Wie man sich die Freude erhält

26. September 2023

„Ich will jauchzen und mich freuen über deine Gnade, dass du mein Elend angesehen, die Bedrängnisse meiner Seele erkannt hast!“ (Psalm 31,8)

Was für ein Ausruf! Was für ein Gebet!

Es stammt vom König David. 1000 vor Christus hat er über Juda und Israel als König regiert. Zu diesem Posten ist er gekommen wie die Jungfrau zum Kind.

Er wurde als jüngster Sohn einer „Otto normal“ Familie in Betlehem geboren und hatte in der Familie den Auftrag auf die Schafe des Vaters aufzupassen.

Jüngste Söhne waren zu Davids Zeiten nicht so anerkannt, wie die ersten Söhne. Jüngste Söhne bringen zwei Hände mehr, um die Arbeit zu verrichten. Nicht mehr, nicht weniger. Jüngste Söhne sind einfach da. Nett aber unspektakulär.

Eines Tages kam der Prophet Samuel und behauptete, von Gott geschickt zu sein, um David zum künftigen König zu salben.

Heutzutage ist dieser Vorgang unvorstellbar.

David war ein „No name“, konnte auf keine Erfolgsgeschichte, kein Studium zurückblicken und sollte jetzt ein ganzes Volk regieren.

Seine Karriere als König begann damit, dass sein Vorgänger Saul (der war zu dem Zeitpunkt noch im Amt) ein ziemlich eifersüchtiger Zeitgenosse war und diese Eifersucht an David hemmungslos ausgelebt hat. David wurde von ihm regelrecht gejagt. Saul hat kein Geheimnis daraus gemacht, ihn töten zu wollen.

Allein das hätte mir schon gereicht, um zu sagen:

„Vielen Dank für das Angebot, aber ich glaube, ich bleibe lieber bei den Schafen meines Vaters. Da mache ich treu und gut meine Arbeit. Ab und zu kommt mal ein Wolf vorbei und sorgt für einen kleinen Nervenkitzel. Aber damit werde ich fertig und habe sonst meine Ruhe.“

Nicht so David. Unverdrossen hat er nach Wegen gesucht, sich nicht von Sauls Eifersucht beeindrucken zu lassen. 

Ermutigt davon, dass es Gott selbst war, der ihn als Nachfolger Sauls eingesetzt hatte, wollte er von Saul alles beigebracht bekommen, was er als König wissen muss. 

Es wird uns in der Geschichte Davids berichtet, dass er eine Gabe für das Harfenspiel hatte. Saul war ein dankbarer Zuhörer und so konnte David diese Gabe nutzen, um Sauls Eifersucht in Schach zu halten.

Das ist nur ein Beispiel für viele Bedrängnisse, die David erleben musste. In Einige hat er sich selbst manövriert, andere brachen unverschuldet über ihn herein.

Die Geschichte Davids ist eine Geschichte der besonderen Art. Ich kann sie an dieser Stelle nicht ausführlich erzählen. Nur so viel:

Sie ist erstaunlich, spannend, unfassbar, vielseitig. Es ist eine Geschichte, in der wir uns wiederfinden können. Nicht weil wir alle Könige und Königinnen werden. Sondern weil unsere Lebensgeschichten auch nicht immer linear verlaufen und es Zeiten der Bedrängnis und des Elends gibt. Sie enthält für uns wertvolle Anregungen, wie man zum Beispiel mit mächtigen Despoten einen respektvollen Umgang haben kann, ohne sich selbst und die eigenen Werte zu verleugnen.

Sie ermutigt uns, wie David zu beschließen:

„Ich will jauchzen und mich freuen ….“

 

Wie kann ein Mensch sich seine Freude erhalten, trotz großer Bedrängnisse, trotz großen Elends?

David hat eine Lösung gefunden, die ihn durch sein gesamtes Leben getragen hat.

Er hat den Blick auf Gott gerichtet und beschließt, sich an dessen Gnade zu freuen.

Diese Gnade Gottes macht er sich zueigen und lässt nicht zu, dass Sauls Mordabsichten sein Herz betrüben, ängstigen, verbittern oder hoffnungslos machen.

Er verlor sich auch nicht in Selbstvorwürfen, als er erkannte, dass er sich hat hinreißen lassen, vor Ehebruch und Mord nicht zurückzuschrecken. Er stellte sich unumwunden zu seiner Tat, zeigte echte Reue und nahm Gottes Vergebung an. Das half ihm seiner Berufung weiter nachzukommen und somit Gottes Plan in der Welt umzusetzen.

Auch später, als er von seinem eigenen Sohn verfolgt wurde, weil dieser den Thron für sich beanspruchte, hielt David daran fest, sich über die Gnade Gottes zu freuen.

Er ließ sich nicht davon abbringen, dass Gott seine Bedrängnisse ansieht.

Etwas ansehen, ist etwas anderes als etwas nur zu sehen.

Ansehen signalisiert Interesse. Wenn ich das Elend anderer ansehe, wende ich mich ihnen zu und schaffe damit eine Beziehung zu ihnen. Ich gebe ihnen eine Würde, lasse sie nicht alleine.

Der Gott Davids ist ein Gott, der Elend ansieht.

Der Gott Davids tut aber noch mehr. Er erkennt die Bedrängnisse seiner Seele. Erkennen ist mehr als Verstehen.

In dem Wort „Erkennen“ steckt das Wort „kennen“. 

Der Gott Davids kennt die Bedrängnisse in menschlichen Seelen, wenn sie im Elend stecken. 

Wenn ich etwas kenne, habe ich mich damit befasst. Es ist mir nicht fremd. Ich bin damit verbunden.

Dieser Gott stellt sich zu David und ermutigt, tröstet und schützt ihn.

Er lässt ihn in seinen Bedrängnissen und Nöten nicht allein. Dadurch kann David Vertrauen aufbauen. Eine wichtige Basis für eine enge Beziehung.

Tausend Jahre später zeigt Jesus, dass Gott nicht nur ein Gott Davids ist.

Gott ist immer der Gleiche. Für David und für dich und für mich und für ……… Deshalb können wir alle in das Gebet Davids einstimmen: „Was auch immer in dieser Welt geschieht – ich will jauchzen und mich freuen über deine Gnade …..“